Hessische Staatsdomäne Frankenhausen

Vor den Toren Kassels in der landwirtschaftlich begünstigten Hofgeismarer Rötsenke liegt die Hessische Staatsdomäne Frankenhausen. Die Gemarkung war seit dem 17. Jahrhundert in landgräflichem Besitz und wird seitdem kontinuierlich durch Pächter als landwirtschaftliches Gut bewirtschaftet. 1998 pachtete die Universität Kassel die Domäne und wirtschaftet seither nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Die Flächen mit den guten bis sehr guten landwirtschaftlichen Böden liegen vollarrondiert um den Hof. Das Gut ist Mitglied der Bio-Verbände Naturland und Bioland.

Von insgesamt ca. 320 Hektar werden derzeit 210 Hektar als Ackerland und 43 Hektar als Grünland bewirtschaftet. 30 Hektar stehen dem Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel als reine Versuchsflächen zur Verfügung.

Bereits 1981 wurde am Standort Witzenhausen die europaweit erste Professur für ökologischen Landbau eingerichtet und machte damit die Uni Kassel zum Vorreiter für Lehre und Forschung in diesem Bereich. Zentrales Anliegen unserer Arbeit als Versuchsbetrieb ist die Förderung und Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus. Dabei fließen die Ergebnisse unserer Arbeit direkt in die universitäre Lehre ein.

Doch nicht nur Wissenschaftler, Studenten und Praktiker, sondern auch interessierte Verbraucher sind immer willkommen, um sich aus erster Hand über ökologischen Landbau zu informieren.

Wir sind anerkannter Ausbildungsbetrieb mit jährlich vier bis sieben Auszubildenden und mehreren Praktikanten in Land-, Tier- und Hauswirtschaft.

Der in der Luft vorhandene Stickstoff als Hauptpflanzennährstoff wird im Ökolandbau durch Leguminosen im Boden gebunden und den nachfolgenden Kulturen zur Verfügung gestellt. Diese Leistung wird bei uns durch Luzerne und Kleegras erbracht, die unserer Milchviehherde neben dem Grünland als artgemäße Futtergrundlage dienen. Unsere 100 Kühe der gefährdeten Zweinutzungsrasse „Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind“ erzeugen ihre Milch ausschließlich aus Grundfutter, d.h. sie erhalten kein Getreide oder Soja als Kraftfutter. Die Milch wird über die Upländer Bauernmolkerei in Usseln vermarktet.

Neben der Milchviehherde einschließlich eigener Deckbullen sowie der auf dem Betrieb zur Weiterzucht verbleibenden weiblichen Jungtiere, gibt es in Frankenhausen noch 670 Legehennen und 400 Weidemastgänse.

Unsere Arbeit soll nicht nur für Forscher und Fachleute, sondern auch für interessierte Verbraucher transparent und offen sein. So bietet unser seit 1999 erfolgreiches Projekt der GemüseSelbstErnte die Möglichkeit, als „Gärtner auf Zeit“ eigenes Bio-Gemüse zu pflegen und zu ernten. Hierfür stehen ca. 100 von uns mit verschiedensten Gemüsearten bestellte Parzellen bereit und natürlich unser Know how - so dass auch gärtnerische „Neulinge“ sich ans Werk machen können. Von Frankenhausen aus hat sich dieses tolle Projekt inzwischen über ganz Deutschland ausgebreitet und wurde auch von „tegut…“ mit den Saisongärten übernommen. Seit 2013 haben wir das Projekt auf eine städtische Fläche, zentral gelegen in Kassel, ausgeweitet und bieten dort weitere 80 GemüseSelbstErnteparzellen an.

Ein besonderes Bildungsangebot bieten wir für Kindergärten und Schulklassen, die sich rund um die Themen Milch, Getreide oder Kartoffeln ganz praktisch und hautnah auf dem Betrieb informieren können. Dabei können die Kinder bei themenspezifischen Führungen Ökologische Landwirtschaft sehen, riechen, fühlen und schmecken.

Regelmäßig feiern wir Hoffeste oder laden ins vier Hektar große Erlebnis-Lern-Labyrinth mit verschiedenen Kulturpflanzen und wechselndem inhaltlichen Schwerpunkten ein - Herzlich willkommen!

Website des Naturland Verbandes

Website des Bioland-Verbandes

Seit der ökologischen Bewirtschaftung der Domäne durch die Universität Kassel hat sich viel verändert. In einem mehrjährigen Forschungsprojekt mit dem Bundesamt für Naturschutz wurden Maßnahmen zur Integration von Naturschutzzielen im ökologischen Landbau untersucht. Erosionsschutz, Förderung von Feldvögeln, eine standortgemäße Ackerwildvegetation und die Anlage von Blühstreifen standen im Fokus auf den Wirtschaftsflächen. Daneben wurden in der durch die vorherige intensive konventionelle Bewirtschaftung mit Getreide und Zuckerrüben eher ausgeräumten Landschaft wieder viele Einzelbäume, Obstgehölze und Hecken gepflanzt und damit dauerhafte, vernetzte Landschaftsstrukturen etabliert. Gab es 1998 gerade einmal 20 Obstbäume auf der Domäne, wachsen inzwischen 350 Obstbäume, darunter allein 60 verschiedene Apfelsorten. Der Bachlauf des Jungfernbaches wurde renaturiert und kann wieder die wichtigen ökologischen Funktionen eines Fließgewässers erfüllen. Die geschaffenen Strukturelemente wie Säume, Hecken und Blühstreifen, besonders aber das durch den Leguminosenfeldfutterbau ganzjährige Nahrungsangebot wurden auch von den als Bioindikator beobachteten und untersuchten Feldhasen dankbar angenommen- ihr Bestand hat sich im Untersuchungszeitraum verdreifacht.

Unsere Kartoffeln und Möhren werden über den Naturkost- und Lebensmitteleinzelhandel vertrieben. Unsere Möhren „mit Gesicht“ erhalten Sie u.a. in den Filialen von „tegut…“ in Hessen, Thüringen, Bayern und Niedersachsen.

Film über den ökologischen Möhrenanbau auf der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen:

Auf unseren Getreideflächen erzeugen wir ausschließlich zertifiziertes Naturland-Saatgut, und zwar Winterweizen und Triticale. Auch die Wintererbse wird als Saatgut für Naturland vermehrt.

Die Eier werden in regionalen Naturkostläden und von Lebensmitteleinzelhändlern der Region verkauft - und in unserem kleinen Hoflädchen. Dort bieten wir alle Frankenhäuser Produkte an:

Unser kleiner Hofladen hat donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Donnerstag und Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr