Betriebs-Porträt

Bioland-Hof Specht

Bioland-Hof Specht
Rita und Edmund Specht
Wigratz 147
88145 Opfenbach

08385 1011

Familie Specht bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb im Westallgäu.

Sehen wo's herkommt

Was lange währt, wird kraftvoll

Mit den großen Entscheidungen ist es bei mir wie mit einer Lawine: Sie wachsen ganz langsam heran, aber einmal ins Rollen gekommen, kann nichts mehr sie aufhalten. So war es auch, als ich, Edmund Specht, mich für den ökologischen Landbau entschied. Zu "Bio" wollte ich schon immer und während meiner Mitgliedschaft in der Landjugend reifte die Idee so richtig aus. Bei diesem "Zusammenschluss aktiver junger Leute, die bewusst auf dem Land leben wollen" – so bezeichnen sie sich auf ihrer Internetseite – stand das Thema Nachhaltigkeit schon vor Jahrzehnten im Mittelpunkt. Meine Begeisterung von damals hat bis heute nicht nachgelassen.

So trug ich mein Thema jahrelang im Herzen. Denn zunächst galt es, die landwirtschaftliche Ausbildung zu absolvieren, damit ich gewappnet war, den elterlichen Hof hier im Westallgäu zu übernehmen. Unser Anwesen in Wigratz, einem Weiler der Gemeinde Opfenbach, liegt so idyllisch inmitten grüner Wiesen, gesäumt von Baumgruppen und Waldstücken, dass ein Intensivbetrieb gar nicht passen würde. Überhaupt lassen unsere ländlich kleinen Strukturen, die Beschaffenheit des Bodens und das wellige Auf und Ab der Landschaft kaum intensive Landwirtschaft zu.

Wie die meisten Bauern der Gegend führten meine Eltern traditionell einen Milchviehbetrieb, und Tradition heißt bei uns: Meine Familie lebt seit 1821 am Hof. In jenem Jahr heiratete der erste Specht hier ein. 1990 legten meine Eltern die Geschicke des Betriebes in meine Hände und ich kam dem Traum vom Öko-Bauernhof ein Stück näher.

Mit einem starken Team im Rücken

Doch obwohl der Betrieb schon extensiv, also im sorgsamen Umgang mit Natur und Tier bewirtschaftet wurde, stellte ich nicht gleich auf die ökologische Landwirtschaft um. Es fehlte noch an Futterfläche. Da Öko-Landwirte auf geschlossene Kreisläufe achten und möglichst nur Futter verwenden, was sie selbst erzeugen, wartete ich auf eine Möglichkeit, Land dazuzubekommen. In der Zwischenzeit besuchte ich Seminare für Umsteiger und schaute mir Öko-Bauernhöfe in der Region an. 1994 war es dann soweit: Unser Betrieb trat dem Bioland-Verband bei.

Im selben Jahr heiratete ich Rita: Mit ihr kam nicht nur meine große Liebe an den Hof, sondern eine starke Partnerin, die mich kräftig unterstützt. Wir beide arbeiten jetzt hier in Vollzeit und managen beherzt eine vierköpfige Nachwuchsmannschaft.

Nicht ohne meine Morgenrunde

Der Hof umfasst rund 32 Hektar Land, und wir halten stets um die 33 Milchkühe. Außerdem sind immer um die 20 Jungtiere am Hof, die als Nachzucht die Milchviehherde ergänzen. Manche der jungen Bullen mästen wir selbst und geben sie als Öko-Jungrinder an den Handel.

Unsere Tiere gehören zum Allgäuer Braunvieh, und jedes darf seine natürliche Hörnerpracht tragen. Damit sie über genügend Platz verfügen und einander nicht verletzen, haben wir 2004 den Stall umgebaut und ordentlich Raum geschaffen. In diesem Laufstall können sich die Tiere frei bewegen und jederzeit hinaus in den Laufhof gehen. Den Sommer verbringen sie ohnehin fast komplett auf den Weiden. Doch wenn es ihnen dort in der Sonne zu heiß wird oder die Bremsen sie zu arg piesacken, dann gehen sie zurück in den Stall und suchen dort Schutz. Im Winter verhält es sich umgekehrt: Da verbringen sie zwar die meiste Zeit drinnen, aber sobald die Sonne sich zeigt, drängen die Kühe in den Laufhof, um ein paar wärmende Strahlen abzufangen. Die überdachten Außenliegeboxen sind selbst bei Schnee immer gut belegt.

Den Futterplan stellen sich unsere Rinder in den warmen Monaten selbst zusammen: Sie genießen das frische Gras und die Kräuter auf den Weiden. Von dort holen wir auch das Futter für den Winter: Drei- bis viermal im Jahr wird gemäht und so gewinnen wir Heu (so heißt die erste Mahd), Öhmd (so heißen der zweite und die folgenden Schnitte) sowie Grascops (getrocknetes und zu Pellets gepresstes Gras). Ein wenig Bio-Getreide füttern wir im Winter zu, aber das produzieren wir nicht selbst, sondern kaufen es in Öko-Qualität hinzu.

Unsere liebste Routine ist der tägliche Morgenspaziergang. Da die Kühe die schneefreie Zeit nicht nur tagsüber, sondern auch nachts im Freien verbringen, treiben wir sie jeden Morgen zum Melken ein. Wir genießen diese Zeit, wenn wir früh im Tau durch die Morgendämmerung streifen, die Tiere und die Landschaft beobachten und später, mit der Heimkehr der Herde in den Stall, den Tag beginnen lassen.

Ein Herz für flatterige Teufel

Für mich bedeutet "nachhaltig wirtschaften" weit mehr als im Einklang mit der Natur zu arbeiten und die natürlichen Ressourcen zu schonen. Mit Hingabe pflege ich die Streuobstwiese, die mindestens auf meinen Urgroßvater zurückgeht, wahrscheinlich aber noch älter ist. Hier wachsen Obstbäume der verschiedensten Sorten: Alte robuste mit Superaroma und neuere mit "modernem" Geschmack; die hundertjährigen stehen neben den frisch gesetzten, die ich hier und dort nachpflanze. Ganz ohne chemisch-synthetische Behandlungsmittel wächst hier ein leckeres Obst heran, aus dem ich Apfelsaft und etwas Schnaps erzeuge. Über die Jahrzehnte hat sich ein artenreiches Biotop entfaltet, in dem verschiedenste Pflanzen, Insekten, Vögel und andere Tiere leben. Leider gehören Streuobstwiesen wie diese zu den am stärksten gefährdeten Biotopen Mitteleuropas.

Neben diesem Engagement nehme ich seit 2010 am Riedteufel-Projekt teil. Es wurde von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ins Leben gerufen, um das schleichende Verschwinden von Streuwiesen aufzuhalten. Bei Streuwiesen handelt es sich ebenfalls um einen ganz besonderen Lebensraum: Wegen des feuchten Untergrundes entwickelt sich hier eine einzigartige, vielfältige Pflanzen- und Tierwelt, zu deren typischen Vertretern der Riedteufel, eine Schmetterlingsart, zählt. Traditionell pflegen Landwirte diese Wiesen, um Einstreu für ihre Ställe zu gewinnen. Doch da die Pflege aufwendig ist – kein Einsatz schwerer Maschinen wegen des feuchten Bodens – und sich trockengelegte Flächen landwirtschaftlich gut nutzen lassen, erhalten immer weniger Bauern diese Wiesen.

Mit dem Projekt "Riedteufel" soll die Streuwiesennutzung in den Moorgebieten des Voralpenlandes gefördert werden. Ein solches Moorgebiet liegt im kleinen Ort Ratholz am Alpsee bei Immenstadt im Oberen Allgäu, und von dort beziehe ich meine Einstreu. So kann ich Landschaftspflege betreiben und helfen, diese wunderschönen Lebensräume zu erhalten, obwohl zu meinen eigenen Flächen keine solche Wiese gehört.

Kontrolliert und zertifiziert: Unsere Bio-Produkte

Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch unser Bioland-Hof mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Bioland-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der unser Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BY-006-41460-AD geführt wird.

Weitere Informationen:

Website des Bioland-Verbandes

Nachhaltige Begeisterungsfreude

Früher habe ich mit einem Betrieb in der Nachbarschaft eng kooperiert, der Wolfatzhof GbR. Zwischen 1997 und 2005 hatte ich diesem Zusammenschluss von Bio-Bauern angehört und wir unterstützten uns gegenseitig bei der Arbeit. Zwar gehe ich heute wieder eigene Wege, aber einige Schnittpunkte bestehen noch: Zum Beispiel habe ich die Fotovoltaikanlage mitfinanziert, die dort auf dem Stall Strom erzeugt, der das öffentliche Netz mitspeist. Noch heute halte ich Anteile daran. Außerdem gaben mir die Kollegen Holz für den meinen Stallneubau.

Einiges Holz habe ich auch aus unseren eigenen Wäldern verwendet: Wir besitzen rund eineinhalb Hektar. Von dort gewinne ich ebenso das Holz zum Heizen unseres Wohnhauses. Wärme für das Haus, genauer für das Warmwasser, erzeuge ich mit Solarkraft. Daneben nutzen wir die Sonnenenergie zum Betreiben einer weiteren, eigenen Fotovoltaikanlage. Nicht zuletzt holen wir Wärme aus der Milchkühlung: mit dem Prinzip der Rückgewinnung. Die beim Kühlen anfallende Wärme führen wir dem Wasser zu, mit dem Melkstand und Milchleitung gereinigt werden.

Wenn ich jetzt wieder auf meinen Vergleich mit der Lawine am Anfang unseres Hofporträts blicke, so wird sicher eines deutlich: Meine kleine, persönliche "Öko-Lawine" hat sich im Lauf der Jahre in den verschiedensten Bereichen meines Lebens niedergeschlagen. Zum Stillstand gekommen ist sie noch nicht – und wer weiß, vielleicht kann ich noch einige Menschen mitreißen? Die Kindergartengruppe unseres Sohnes zum Beispiel hatten wir schon bei uns, um sich Öko-Landbau einmal von Nahem anzusehen. Meine Familie und ich stehen hinter "Bio", auch persönlich, und als Allgäuer gilt für uns: "Mir lond it luck." – "Wir lassen nicht locker."

Allgäuer Bio-Milch für Milchprodukte "mit Gesicht"

Bio vor Ort

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