Betriebs-Porträt

Bioland-Hof Keller

Bioland-Hof Keller
Johann Keller
Kirchberger Straße 4
88484 Gutenzell

07352 4093

Johann Keller bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb in Oberschwaben.

Sehen wo's herkommt

Vom Bremsen und Entschleunigen

Die einen lächeln, die anderen fluchen. Fast immer erregt es Aufsehen, wenn Ruth und Johann Keller ihre Kühe auf die Weide treiben. Ihr Hof liegt mitten im oberschwäbischen Gutenzell, nicht weit von Kirche, Schloss und Kloster. Die Straße, die sich von Westen nach Osten umständlich durch den Ort schlängelt, ist keine geringere als die Oberschwäbische Barockstraße. Und diese nimmt die kleine Herde jeden Morgen und Abend. Mal für 500 Meter, mal für eineinhalb Kilometer.

Die Wiesen der Kellers liegen außerhalb des Ortes, zum Beispiel auf dem Schäferberg. Da der Bauer sich 1987 entschloss, seinen Hof nach ökologischen Richtlinien zu führen, dürfen die Tiere von April bis November frisches Grün und viel Auslauf genießen. Klar kennen die Damen längst ihre Route: Sie trotten (fast immer) zielstrebig die Straße entlang, gönnen sich am Brunnen eine Pause zum Saufen und setzen ihren Weg fort. "Wenn man Zeit hat, ist es schön", schwärmt das Ehepaar.

Ein Teil der Strecke läuft an der Rot entlang, die hier noch nicht begradigt ist und sich an ihren Ufern in idyllischer, wildromantischer Vielfalt zeigt. "Das Problem ist der Verkehr im Ort", sagen die Kellers. "Doch in all den Jahren ist noch nie etwas Schlimmes passiert." Ohnehin wissen die meisten Autofahrer längst Bescheid und nur wenige versuchen, sich durch riskante Manöver oder wildes Hupen einen Weg durch die Herde zu bahnen. "Eigentlich ist es eine Entschleunigung, ein Erlebnis", sinniert Johann Keller, der den Menschen dadurch gern ein Fenster in fast vergangene Zeiten öffnet.

Wo das Rind im Garten weidet

Morgens nach dem Melken geht es ab auf die Weide, abends kommen die zwölf Kühe zum Melken wieder heim. Ihr Nachwuchs tollt derweil im kleinen Garten direkt hinterm Kellerschen Wohnhaus – dort, wo man eigentlich einen Gartentisch und eine Sitzbank erwartet... Jedes Tier ist ein Blickfang: dunkles, glänzend braunes Fell und bei den Großen "wunderschöne Hörner".

Einige gehören der seltenen Rasse Original Braunvieh an. Sie sind ein wenig kleiner, dafür aber stämmiger als modernes Braunvieh. Ruth Kellers Augen leuchten, wenn sie von den Rindern erzählt: "Ich bin sogar als Schwangere in den Stall!" Angst, sich an den Hörnern zu verletzen, habe sie keine. "Man muss die Tiere entsprechend behandeln. Ruhig sein, mit ihnen reden." Durch die artgerechte Haltung kennen die Rinder wohl ohnehin keinen Stress.

Weil Liebe durch den Magen geht – und das bei Kühen gleich mehrfach – bekommen die Tiere der Kellers nur hofeigenes Futter: im Sommer das frische Gras der Weiden und Kleegras, im Winter Heu (so heißt der erste Schnitt der Wiesen), Öhmd (so heißen der zweite und die folgenden Schnitte) und Silage (durch Milchsäuregärung konserviertes Grünfutter), im Herbst auch etwas Mais. Nichts davon kommt je mit chemisch-synthetischen Pflanzenbehandlungs- oder Düngemitteln in Kontakt.

Einen Weg in der Ökologie gefunden

"Als ich mich zum ersten Mal mit den Szenarien von 'Global 2000' auseinandergesetzt habe, kam mir das Grausen." Es war unter anderem diese 1977 von US-Präsident Jimmy Carter veranlasste Umweltstudie, die Johann Keller dazu bewegte, sich mit ökologischer Landwirtschaft zu beschäftigen. Doch er betont: "Ich hatte vielseitige Gründe." Er nennt seine Arbeit im Wald, die Auseinandersetzung mit der Natur, den Glauben an Gott, die viele Literatur, die er gewälzt hat, und schließlich einen guten Nachbarn: "Er gab mir die Bioland-Zeitschrift."

So trat der Landwirt 1988 dem Bioland-Verband bei. Es war das Jahr, in dem er den Hof von seinen Eltern übernommen hatte. "Aber schon seit 1987 habe ich nicht mehr gespritzt." Die Alten ließen ihn gewähren, hielten aber nichts von seinem Vorhaben. Damals galten "Ökos" noch als Spinner. Von seinem enthusiastischen Schritt erhoffte Keller sich jedoch auch eine Zukunft für den Hof: "In der Landwirtschaftsschule hat man mir immer gesagt: So ein kleiner Hof, das hat keinen Sinn."

Aber das Ehepaar beißt sich durch. "Die meisten, mit denen ich zur Schule gegangen bin, haben als Bauern aufgehört." Während seine Kühe wie eh und je zum Ortsbild gehören. Ruth und er leben bescheiden, aber im Einklang mit sich und der Welt. Ihre zwei Söhne gehen noch zur Schule, und es ist unwahrscheinlich, dass sie in Papas Fußstapfen treten. "Wenn wir aufhören, wird es das wohl alles nicht mehr geben", sagt er ohne Nostalgie und seine Hand beschreibt einen Kreis in der Luft.

Die vielen Seiten des kleinen Hofes

Seitdem die Milchpreise gefallen sind, suchen auch die Kellers nach weiteren Standbeinen für ihren Hof. In der Einfahrt bietet ein Schild Kartoffeln und Karotten an. Außerdem pflanzt das Paar Getreide. "Ein Freund von mir ist Öko-Bäcker, er nimmt unseren Dinkel und Roggen", erzählt der Bauer und verrät, dass er sich freue, wenn sein Bio-Getreide gefragt werde. "Das, was ich anbaue, wird gebraucht. Das ist ein schönes Gefühl." Auch seine Milch verkaufe er deshalb gern.

19,5 Hektar Land bewirtschaften die Eheleute: Zwölf davon sind Grünland und Wiese, siebeneinhalb bestellen sie als Acker. Damit die Kulturen gut gedeihen, werden sie in Fruchtfolge angebaut. Das heißt, es findet ein ständiger Wechsel statt. Auf Kleegras folgen Getreide und Kartoffeln, dann wieder Zwischenfrüchte wie Erbsen, Wicken oder Raps. Sie schützen den Boden, lockern ihn auf und führen ihm auf natürliche Weise Stickstoff, also Dünger, zu. Die Arbeit mit Fruchtfolgen verhindert, dass die Erde ausgelaugt wird und erschwert die Ausbreitung von Krankheiten oder Schädlingen.

Weitere Nährstoffe erhält der Boden, wenn der Bauer Mist und Gülle seiner Rinder ausbringt. Dieser Dünger kostet kein Geld und belastet die Natur nicht. Ein Zuviel ist von vornherein ausgeschlossen, denn im Öko-Landbau ist die Anzahl der Tiere pro Hektar streng festgelegt. So macht Johann Keller sich an vielen Stellen die Kraft der Natur zunutze. Indem er auf seinem Land Obstbäume und Brennnesselflächen erhält, schafft der Bauer Raum für Vielfalt. Hier leben zum Beispiel Vögel oder Insekten, die natürliche Fressfeinde bestimmter Schädlinge sind. Nicht zuletzt gibt es eine Streuobstwiese: Während unten die Rinder weiden, wächst oben erfrischendes Bio-Obst.

Ein Teil der Landschaft sind die Bauern

Mit der Vielfalt stehen die Kellers nicht allein. "Wenn man ins Tal guckt, ist manchmal alles grün", schwärmt Johann. Sanfte Hügel, Felder, Wälder, Baumgruppen und natürlich die Rot prägen das Bild der Landschaft. Noch ist sie nicht ausgeräumt, wie an vielen anderen Orten in Deutschland. Noch ist alles "schön klein strukturiert". Das läge nur an der Arbeit der vielen kleinen Bauern und der für die Gegend typischen Pferdebauern, erzählt der Gutenzeller anerkennend. Zugleich legt sich seine Stirn in nachdenkliche Falten: "Wenn es sie eines Tages nicht mehr gibt, was dann?"

Garantiert ökologisch erzeugte Produkte

Wie jeder ökologisch wirtschaftende Betrieb wird auch der Bioland-Hof Keller mindestens einmal jährlich auf die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung und zusätzlich der Bioland-Verbandsrichtlinien überprüft. Diese Kontrollen führt eine unabhängige, staatlich zugelassene Kontrollstelle durch, bei der der Betrieb unter der Kontrollnummer DE-BW-006-13603-A geführt wird.

Weitere Informationen:

Website des Bioland-Verbandes

Bio-Milch "mit Gesicht" für das VonHier-Sortiment

Johann Keller betreibt Milchviehhaltung und Ackerbau nach ökologischen Richtlinien.

Die Milch liefert er an die Weißenhorner Molkerei. Sie fertigt daraus verschiedene Frischkäse-Spezialitäten "mit Gesicht", die in den Feneberg-Filialen im Allgäu unter der regionalen Bio-Marke VonHier angeboten werden.

Abnehmer für das Getreide, vor allem Dinkel und Roggen, ist eine regionale Öko-Bäckerei.

Ab Hof können Kunden selbst angebaute Kartoffeln und Karotten einkaufen.

Ab-Hof-Verkauf

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag 17.00 bis 19.00 Uhr.

Wir sind in dieser Zeit im Stall, bitte schauen Sie dort vorbei.

Bio vor Ort

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