Bioland-Hof Egger

Mit nur 23 Jahren hat Johannes Egger einen mutigen Schritt gewagt: Er hat nicht nur die elterliche Landwirtschaft von seinen Eltern übernommen, sondern auch gleich das Konzept komplett umgestellt. Die Milchkühe wurden gegen Ziegen ausgetauscht, aus dem konventionellen Betrieb wurde ein Bio-Hof. „Ich konnte mir schon mit 13 vorstellen, einmal den Hof zu übernehmen“, erinnert sich Joannes Egger. „Und zwei, drei Ziegen hatte ich auch schon immer“. Allerdings, räumt er schmunzelnd ein, sei es natürlich schon ein großer Unterschied, ob man nur spaßeshalber ein paar Ziegen hält oder einen ganz Stall voll davon hat und von den Tieren leben will. Doch er hat sich gut auf die neue Aufgabe vorbereitet: „Ich habe viel mit Berufskollegen gesprochen“, erzählt der Jungbauer. „Und ich hatte ein schlüssiges Konzept.“ Teil des Konzepts ist die Verarbeitung der Milch und die Herstellung von Käse in einer eigenen Sennküche, die der gelernte Molkereimeister neu errichtet hat.

Zurzeit stehen 80 bunte deutsche Edelziegen im Laufstall des Kemptener Hofes – Nachwuchs wird in Kürze erwartet. Aus ersten Erfahrungen hat Johannes Egger bereits Konsequenzen gezogen: Er hat extra ein spezielles Fressgitter anfertigen lassen, das nach oben geöffnet werden kann und das einen Sichtschutz zwischen den einzelnen Futterplätzen bietet. Denn Ziegen sind neidisch und lassen sich beim Fressen leicht von ihrer Nachbarin aus der Ruhe bringen. Außerdem verhaken sie sich mit ihren Hörnern beim Ausfädeln aus dem Gitter, wenn es nicht nach oben offen ist. Enthornen kommt für Johannes Egger nicht in Frage: „Wir sind ein Biobetrieb und die Hörner gehören für mich zum ökologischen Gedanken dazu.“ Zwar sei die Verletzungsgefahr durchaus ein Thema, aber durch das neue Fressgitter sei mehr Ruhe in die Herde gekommen und auch rangniedere Tiere kämen leichter an ihre Ration. Beim Blick in den geräumigen Laufstall sieht man denn auch viele Ziegen, die sich entspannt zum Wiederkäuen hingelegt haben.

Gefüttert wird ausschließlich Heu und Gras. Nur als Lockfutter im Melkstand gibt es Getreide. Gemolken wird wie bei den Kühen zwei Mal täglich. Ein Vorteil der Ziegenhaltung: Ziegen sind weniger empfindlich am Euter als Kühe. „Man braucht sehr selten einen Tierarzt“, erklärt Johannes Egger. Auch Klauenprobleme gebe es kaum, allein schon wegen des geringeren Gewichts. Die frische Milch wird gleich nach dem Melken in der Sennküche verarbeitet. Sie wird pasteurisiert und in Flaschen abgefüllt oder zu Frischkäse weiterverarbeitet. In einigen Jahren will der Molkereimeister auch Labkäse herstellen. Ziegenmilch gilt übrigens als gut verträglich: Aufgrund ihrer Zusammensetzung kann sie häufig auch von Menschen mit Laktose-Unverträglichkeit problemlos getrunken werden. Geschmacklich unterscheidet sie sich frisch gemolken kaum von Kuhmilch.

Etliche Herausforderungen hat der einfallsreiche und tatkräftige Landwirt Johannes Egger mit seiner Umstellung auf die ökologische Ziegenhaltung schon geschafft, aber für eine Sache braucht er doch Unterstützung: Den täglichen Weidegang mit den 80 Ziegen, die immer nach dem besten Futter Ausschau halten, schafft er nur mit Hilfe seines Hundes. „Der Weidegang wäre mit Kühen wirklich leichter“, lacht Johannes Egger. Doch für ihn war die Entscheidung richtig: Ziegenmilch wird schließlich immer stärker nachgefragt und höchste Qualität ist für den Oberallgäuer eine Frage der Überzeugung.